Pokhara, Phewa Tal and Paragliding
Nach 2 schnellen Tagen Kathmandu, ging es am Dienstag, d. 21.09.10 um 07:30 Uhr, nach Pokhara. Pokhara ist nach Kathmandu die 2. größte Stadt Nepals mit ca. 200.000 Einwohnern. In ca. 8 Std. sollte es in die 200 km entfernte und auf 800 m liegende Stadt gehen. Endlich verlief eine Busfahrt ohne größere Probleme. Auch Nepals Hauptverkehrsroute zwischen Kathmandu und Pokhara war eine Woche vor unserer Anreise drei Tage von einem Erdrutsch blockiert worden. Zum Glück fuhren wir nur an denen noch sichtbaren Spuren vorbei. Nachdem wir die lässtigen Hotel-Touts hinter uns gelassen hatten, ging es per Taxi in den ruhigeren Norden des Touristenviertels Lakeside. Da wir nicht wieder mitten im Trubel stecken wollten, nahmen wir uns ein Zimmer in einer sehr simplen, aber ruhig und idyllisch gelegenen Logde, mit Blick auf den Phewa Tal Lake. Das Zimmer bestand aus 2 Betten, einem kleinen Tisch und dem Ventilator an der Decke. Die 2 Toiletten und die eine Solardusche wurden von Allen geteilt. Die Lodge hieß „Banana Garden Lodge“ und wurde von einer netten Familie geführt, die gleich nebenan wohnte. Glücklicherweise ist es hier noch Nebensaison und alles ist noch schön ruhig und nicht zu überlaufen.
Mittwoch und Donnerstag waren eher unproduktive Tage, denn das Wetter machte, durch ganztägige Regenschauer, jegliche Unternehmungslust zu nichte. Dazu kam noch, dass Lasse sich eine Magen-Darm Verstimmung eingefangen hatte und mehr oder weniger im Bett anzufinden war. Donnerstag Nachmittag schafften wir es jedoch eine Bootstour zu einer Tempelanlage zu machen, die auf einer Insel, inmitten des Sees lag. Nass aber glücklich wenigtens eine Sache gemacht zu haben, kamen wir abends in unserer Lodge an. Am Freitag Morgen gab es keine Spur mehr von irgendwelchen Regenwolken und auch Lasse ging es wieder besser. Nach dem Frühstück hatten wir uns Fahrräder ausgeliehen, um das Nordufer des Sees zu erkunden. Leider kam es nicht soweit, denn nach 5-6 km zischte es plötzlich laut und Lasses hinterer Reifen war platt. Weiter konnten wir nicht, also hieß es die Strecke zurück nach Lakeside schieben. Nach einer Pause im Schatten und 2, zum Glück, eiskalten Pepsis gelang es uns einen leeren Transporter anzuhalten, der auf dem Weg gen Lakeside unterwegs war. Wir und die Fahrräder waren schnell auf der Ladefläche verstaut und der freundliche Fahrer nahm uns mit zurück. Da das Wetter nach mehreren Tagen endlich besser geworden war, konnten endlich die ersten Paraglider von den umliegenden Bergen starten. Da wir viele von denen auf unserer Radtour gesehen hatten und wir dies auch mal ausprobieren wollten, meldeten wir uns noch am gleichen Abend für eine Tandemflugstunde am nächsten Morgen an.
Ehe wir uns versahen saßen wir nach einen schnellen Frühstück im Jeep, der uns samt Pilotencrew und Ausrüstung auf den naheliegenden Sarangkot fuhr. Unsere Take-Off Zone lag mitten auf dem Berg auf ca. 1600 m Höhe. Tatsächlich gab es nicht viele Anweisungen für uns. Es wurde erklärt wie wir uns, erstmals in der Luft angekommen, hinsetzen sollten und wie der Start von statten ging. Dies wurde ungefähr so beschrieben: „You have to run as fast as possible and as long as your pilot will give you the command to sit down!“.
Misstrauisch schauten wir auf die 15 m Laufweg bevor der Hang steil nach unten abbrach. Aber es dauerte auch nicht lange bis wir startklar waren. Der Start kam dann auch ziemlich zügig.
„Are you ready to run?“ „3…2…1…GO GO GO!“
Man hatte so ungefähr 10 m geschafft, da wurde man schon wieder ziemlich hart von dem, nun in die Luft gestiegenen, Schirm abgebremst. Aber dennoch, als es steil nach unten ging, hing man schon unterm Schirm und es konnte durch die Luft erstmal nach unten gehen. Was tatsächlich ein ziemlich geiles Gefühl ist. Durch die gute Thermik flogen wir bald etliche 100 m über der Take-Off Zone und genossen den Flug. Also auf jeden Fall ich, denn Anna wurde es schon nach 15 min. zu bunt und musste sich übergeben. Dennoch kam sie nach 40 min. heil an der Landing Zone an. Wir können Paragliding nur jedem ans Herz legen, denn es ist ein absolut geiles Erlebnis mit einer großartigen Aussicht auf Pokhara und die anliegenden Berge.
Erfolgreich brachten wir auch die nächsten Tage hinter uns. Am Sonntag machten wir einen Tagesausflug zu Fuss nach Old Pokhara, dem ältesten Stadtteil Pokharas. Hier konnte man sich ansehen, wie die Stadt war bevor der Tourismus, die vielen Hotels und vielen Restaurants kamen. Am Abend dann, erlebten wir unser erstes richtiges Monsun-Unwetter mit der Art heftigen Regen, wie wir ihn noch nie erlebt hatten. Innerhalb einer halben Stunde waren sämtliche Straßen überflutet, der Strom war schon nach 10 min. ausgefallen und sobald man einen Fuss auf die Straße gestellt hatte, war man auch schon klatschnass.
Am Montag Abend war auch schon unser pre-departure-meeting für den 3 Tage Raftingtrip. Sehr erfreut dadrüber, dass sich doch noch 4 weitere Personen gefunden hatten, die mitkommen wollten, erhielten wir unsere ersten Infos. Abfahrt zur Drop-In Zone war um 7:30 Uhr und plötzlich, kurz vor Abfahrt, sahen wir sie. Die langersehnten Schneegipfel, auf die wir fast einen Monat gewartet hatten. Eigentlich hatten wir uns schon damit abgefunden, diese nicht mehr zu Gesicht zu bekommen und uns gesagt, dass es auch nur Berge wie alle anderen seien, aber da hatten wir uns getäuscht. Der Blick auf diese riesen Bergmassive, von denen kein einziger Gipfel unter 6000 m lag und der höchste, der Annapurna II, sogar fast die 8000 m Marke erreichte, hatte schon etwas ganz besonderes.
Nach 3 Stunden Busfahrt waren wir am Fluss angekommen und während sich die eine Hälfte des Teams damit beschäftigt war, alles für das Rafting zu verschnüren und fertig zu machen, kümmerte sich die andere Hälfte ums Mittagessen. Neben uns, einem englischen Pärchen, einer weiteren Engländerin und einer Spanierin waren noch 6 Teammitglieder mit dabei. 3 Rescue Kayaker, 2 Mann Besatzung für den Katamaran, auf dem das ganze Allgemein-Gut transportiert wurde und unser Guide, der uns und unsere wasserdicht gepackten Rucksäcke den Fluss runter steuern sollte. Nachdem wir eine umfassende Sicherheitsbesprechung hatten, mit vielen Regeln, an die wir uns bestimmt nicht erinnern konnten, sollte es erst mal zum Kentern kommen, ging es dann los. Die wichtigsten Kommandos waren schnell verinnerlicht: „Forward!“, „Backward!“ , „Stop!“ und „Hold On !“. Schnell stellte sich heraus, dass wir an keinem der Tage einen einzigen trockenen cm² an uns finden würden. Was uns natürlich alle erfreute, denn es ging mitunter ziemlich heftig zur Sache. Doch selbst nach den ersten 4 Stunden war keiner über Bord gegangen und wir waren froh und glücklich. Um 15:00 Uhr ging es dann an Land und an einem der vielen Sandstrände bauten wir Zelte, Tische, Klo und div. anderen Sachen auf. Es gab Tee und Kaffee und später Abendbrot. Später saßen wir noch alle zusammen und redeten über den Tag und über Gott und die Welt. Nach einer harten, aber erholsamen Nacht, gab es Rührei und Toast zum Frühstück und kurz danach wieder auf den Fluss. Eigentlich wollten wir uns gar nicht vorstellen, was passieren würde in einer reißenden Stromschnelle über Bord zu gehen. Aber gleich am 2. Tag mussten alle diese Erfahrung machen, außer Anna und der Guide, die sich beide im Raft halten konnten. Mich hatte es gleich 2 mal an diesem Tag erwischt. Das Raft hatte sich beide Male auf ca. 80° zur Seite geneigt und beide Male wurde ich mit einem Ruck aus dem Boot befördert. Da ich mich immer am Raft festhalten konnte, nachdem ich wieder an der Oberfläche war, fand ich mich auch immer wieder sehr schnell im Boot wieder. Dennoch war es jedes Mal ein adrenalinreiches Erlebnis, sich irgendwie halb unter Wasser am Raft festzuhalten. Später am Tag gingen nochmal die beiden Engländerinnen über Bord, die so schnell weit weg getrieben waren,dass die Kayaker sie an Land ziehen mussten.
An diesem Abend hatten wir die Möglichkeit Bier, Rum und Whiskey zu kaufen und wir saßen noch länger zusammen, spielten Trinkspiele und stellten uns gegenseitig einige Rätsel. Am Tag 3 galt es die letzten Kilometer auf dem Fluss heil zu überstehen. Wir waren schon alle wieder durchnass, als das Raft entgültig kenterte. Diesmal blieb keiner verschont und die Kayaker hatten alle Hand voll zu tun, die Leute, die sich nicht am Raft halten konnten, und die Paddel zu retten, die mit großer Geschwindigkeit den Fluss runter trieben. Ich kam unterm Raft wieder zurück zur Oberfläche, was aber kein Problem war, denn es hatte sich genug Luft unter dem Boot angesammelt. Anna und mir gelang es uns am Raft festzuhalten, während unser Guide schon auf dem gekenterten Raft stand und versuchte dies wieder anhand einer Leine umzudrehen. Dies ähnelte dem Aufstellen des Segels beim Windsurfen, nachdem man vom Brett gefallen ist. Nach diesem Disaster wurde der Fluss dann ruhiger und wir durften alle ins Wasser springen und uns einige Kilometer den Fluss treiben lassen. Nach 10 min. waren die Spanierin, Anna und ich schon ziemlich weit vom Raft entfernt und die Kayaker vor uns symbolisierten uns, uns in der Mitte des Flusses zu halten, da das Wasser doch recht heftig auf die Felswände traf, wo der Fluss die nächste Kurve machte. Was sich einfach anhörte, war schier unmöglich für otto-normal Schwimmer wie uns und nur knapp verpassten wir die Felswand. Wir können nur sagen, dass es ganz schön hart ist, sich gegen Wasser wehren zu müssen, das einen mit ca. 3-4 m/s den Fluss mit runter nimmt und hier war der Fluss sogar schon sehr ruhig geworden. Die Raftingtour war dann auch leider schon zu ende. Die 3 Tage waren eines der besten Sachen, die wir bisher erleben durften. 3 Tage lang in mitten von Dschungel bedeckten Bergen mit nur wenigen kleinen Siedlungen hier und da waren einfach genial.
Nachdem wir alles wieder im und auf dem Bus verstaut hatten, wir 5 Std. zurück nach Pokhara gefahren waren, uns verabschiedet hatten und abends totmüde ins Bett gefallen waren, ging es am nächsten Morgen schon wieder zurück nach Kathmandu, wo wir die letzten 3 Tage in Nepal verbringen werden.
In den letzten vielen Tagen haben uns am Meisten die Nepalesen an sich beeindruckt. Wir verstehen einfach nicht, wie man so freundlich, ruhig, geduldsvoll und mühseelig sein kann und das bei solch simplen Lebensbedingungen wie hier. Wir sind überzeugt, dass jeder Nepalese von klein an irgendetwas Nützliches kann, sei es Schweißen, Holz oder Steinbearbeitung oder zumindest das Reparieren von Motorrädern, Bussen und Trucks. Denn hier wird noch das meiste in Handarbeit gemacht und sonst auch alles selber zusammen getüfftelt. Oder sei es, dass die Nepalesen viele Kilometer weit laufen, nur um in die nächste Siedlung zu gelangen oder von den Bergen Futter für das eigene Vieh zu holen. Diesen Fähigkeiten, finden wir, gebührt großer Respekt.
Am Montag geht es für uns weiter nach Phuket in Thailand von wo aus wir uns wieder melden werden.